Jonathan Shadowhunter

Die Kreuzzüge entwickelten sich schon bald zu einer beliebten »Laufbahn« für junge europäische Männer auf der Suche nach Ruhm und Ehre im Kampf, denn der Zug gen Osten versprach Reichtum und Ansehen.
Bei manchen dieser Europäer handelte es sich – wie im Falle des Jonathan Shadowhunter – um jüngere Söhne von Adelsfamilien, die nicht mit einem Erbteil rechnen konnten.
Sicherlich fühlte Jonathan sich aus Ehre und Pflichtgefühl zum Kampf hingezogen, doch die Kreuzzüge zählten zu den wenigen Lebenswegen, die ihm überhaupt offenstanden. Bedauerlicherweise stellt der Mensch Jonathan Shadowhunter uns bis heute vor Rätsel. Wir wissen nur wenig über sein Leben vor der Wandlung zum Nephilim und noch weniger über seine Kindheit und Herkunft. (Laut mittelalterlicher Überlieferung war er der siebte Sohn eines siebten Sohns, doch das ist unbelegt.) Uns ist lediglich bekannt, dass er einer wohlhabenden Familie von Landbesitzern entstammte, von der er jedoch keinerlei Titel oder Güter erwarten durfte.
Die wenigen verfügbaren Quellen berichten, dass Jonathan sich zum Zeitpunkt jener schicksalhaften Reise, die sein Leben und das der gesamten Welt für immer verändern sollte, auf dem Weg nach Konstantinopel befand, um sich den dortigen europäischen Heeren anzuschließen. Dabei reiste Jonathan nicht allein, sondern in Begleitung zweier Gefährten:
David, sein bester Freund, der sich den Kreuzzügen nicht als Soldat, sondern als Heilkundiger anschließen wollte, und Abigail, Jonathans ältere Schwester, die in Konstantinopel ihren zukünftigen Gemahl treffen sollte.
(Über diesen bedauerlichen Verlobten wissen wir nur, dass Jonathan über diese Verbindung nicht sehr glücklich war und häufig davon sprach, wie froh er sei, dass Abigail an seiner Seite geblieben war, statt ihre Zeit »in irgendeinem winzigen Dorf am Schwarzen Meer« zu vertrödeln.)


Während die Entstehungsgeschichte der Nephilim seit Jahrhunderten erzählt wurde, sind einige wichtige Informationen über Jonathan Shadowhunter leider im Dunkel der Geschichte verloren gegangen.
Seine Heimat muss irgendwo im nördlichen, westlichen oder mittleren Europa gelegen haben, da seine Reise nach der Begegnung mit Raziel endete.
David berichtet, dass die drei auf dem Weg nach Osten waren.
Im Laufe der Jahre hat fast jede Nation Anspruch darauf erhoben, Jonathans Heimatland zu sein; und im 18. Jahrhundert vertraten viele Gelehrte die Ansicht, es hätte sich bei ihm um einen hünenhaften Krieger aus Island gehandelt. Aber diese These erscheint uns heute als ziemlich abwegig.